In Monza, Italien, steht PizzAut für mehr als nur köstliche Pizza – es ist ein Vorbild für Inklusion. Dieses einzigartige Restaurant beschäftigt ausschließlich Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und zeigt, wie Inklusion und unternehmerischer Erfolg Hand in Hand gehen können. Gegründet wurde PizzAut von Nico Acampora, dessen eigener Sohn autistisch ist. Nach der Diagnose seines Sohnes beschloss Nico, einen Ort zu schaffen, der Menschen mit ASS nicht nur eine Perspektive, sondern auch ein Gefühl von Sicherheit und Selbstständigkeit bietet.
PizzAut: Ein Ort, der Inklusion lebt
PizzAut ist mehr als ein Restaurant – es ist ein Vorbild für Inklusion. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden hier nicht nur einen Job, sondern auch eine Gemeinschaft, die sie unterstützt und fördert. Klare Abläufe, Routinen und eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Umgebung helfen ihnen, ihre Aufgaben mit Freude und Erfolg zu meistern.
Lorenzo: Vom Selbstzweifel zum Selbstbewusstsein
Ein beeindruckendes Beispiel ist Lorenzo, der seit einigen Jahren bei PizzAut arbeitet. Früher lebte er in einem Zentrum für Menschen mit Behinderungen und litt so sehr unter der Situation, dass er sich selbst verletzte. Heute ist er ein selbstbewusster Kellner, der stolz auf seine Arbeit ist. „Autistisch zu sein ist für mich etwas Wunderschönes“, sagt Lorenzo. „Man hat Fähigkeiten, die ein Normalsterblicher nicht hat.“
Ein durchdachtes Konzept, das Inklusion fördert
Das Restaurant ist speziell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichtet: klare Wege, Schalldämmung gegen Lärm und eine reduzierte Farbpalette an den Wänden sorgen für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. In der Küche sorgt ein eigens entwickelter Ofen mit Fließband dafür, dass die Pizzas perfekt gelingen. Trotz des stressigen Alltags liefern die Pizzabäcker unter der Leitung von Matteo Celeghin Spitzenqualität ab.
Ein Modell, das Schule machen sollte
Dieser Inklusionsbetrieb ist nicht nur ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das schwarze Zahlen schreibt, sondern auch ein Leuchtturmprojekt für Inklusion. Über 300 Gäste reservieren täglich einen Tisch – viele kommen zunächst aus Neugier, bleiben aber wegen der hervorragenden Pizza und der einzigartigen Atmosphäre.
Nico Acampora hat mit PizzAut nicht nur einen Arbeitsplatz für Menschen mit ASS geschaffen, sondern auch eine Plattform für Aufklärung und Akzeptanz. „Unsere Mitarbeiter zahlen Steuern und tragen zur Gesellschaft bei“, betont er. „Das ist revolutionär.“
Unser Fazit: PizzAut als Vorbild für mehr Inklusionsbetriebe
Das Team Behinderte ist überzeugt: Es sollte weitaus mehr Inklusionsbetriebe wie PizzAut geben – auch in Bremen. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen haben einen großen Nachteil: Sie sind oft aus der Gesellschaft herausgetrennt. Menschen ohne Bezug zum Thema Behinderung kommen selten auf die Idee, einen Werkstattbetrieb zu besuchen.
Inklusionsbetriebe wie PizzAut sind anders. Sie sind ein natürlicher Teil der Gesellschaft. Wer bei PizzAut isst, geht nicht ausschließlich deswegen hin, um ein soziales Projekt zu unterstützen, sondern auch weil er Hunger hat. Das ist echte Inklusion: Man möchte etwas essen, und nebenbei wird man von Menschen mit Behinderungen bedient. Es ist ein selbstverständlicher Teil des Alltags – genau so, wie es sein sollte.
Kann man sich das gleiche Szenario in einer Werkstattkantine vorstellen? Wohl kaum. Das Arbeiten in einer Werkstatt hat nichts mit Inklusion zu tun. Ganz im Gegenteil. Es ist eine Parallelwelt für sich in der die Menschen mit und ohne Behinderungen nicht begegnen.
Damit möchten wir nicht sagen, dass Werkstätten in Gänze abzuschaffen sind – ganz im Gegenteil. Im Rahmen unserer Machbarkeitsstudie „Initiativbewerbung mit Team Behinderte“, bei der wir Menschen mit Behinderungen unterstützt haben, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bewerben, hat sich gezeigt: Nicht alle Menschen mit Behinderungen können oder wollen am ersten Arbeitsmarkt arbeiten. Manche brauchen die ständige Unterstützung durch Betreuer – aber eben nicht alle.
Es gibt Menschen, die in der Werkstatt arbeiten möchten, und für manche ist das auch die richtige Wahl. Doch daraus zu schließen, dass Werkstätten die einzige Form der Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen sein sollen und damit alles gelöst ist, ist absolut falsch.
PizzAut ist mehr als eine Pizzeria. Es ist ein Vorbild für Inklusion, das uns inspiriert und zeigt, wie eine inklusive Gesellschaft aussehen kann.
Mehr über PizzAut erfahren Sie im Video der Deutschen Welle auf YouTube oder auf der offiziellen Website des Projekts.
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